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  • AutorenbildArne K. Fischer

Once, a fateful Mummy

"Und auf einmal, da gab es" 10 ziemlich peinliche Minuten auf dem sonst gelungenen 9. Pornfilmfestival Berlin: Eine Einstellung, ein paar holprige Schnitte, 11 fehlgeleitete Minuten.

Mit Nachdruck versucht Joanna Rytel ihrer Tochter eine Geschichte zu erzählen. Das Kind versteht nur abstrakt worum es geht und sucht spielerisch einen Ausweg gegenüber dem Unverständnis ihrer Mutter. Das Kind ist mehr damit beschäftigt neben der liegenden Mutter nackt auf der Matratze herum zu hüpfen.

Wieder und wieder lenkt die Mutter auf die harten Fakten um, sodass die Video-Botschaft ganz klar wird: Ich wollte fremd-ficken, deshalb bin ich nicht mehr mit deinem Vater zusammen. Deswegen wohnen wir jetzt in getrennten Wohnungen. Zum Schluss weint die Mutter neben ihrer immer noch auf der Matratze hüpfenden Tochter, hält die Hände vor dem Gesicht. Es wirkt echt.

Wie in einem Tagebuch, nur eben als Video in HD und der Öffentlichkeit präsentiert.Ich nehme dieses Video ernst, ich nehme die Geschichte ernst. Die Diskussion im anschließenden Q&A hat mich davon entzaubert, dass hier vielleicht etwas künstliches oder kunstvolles gezeigt wird. Ein Mann im Publikum möchte wissen, ob alles erfunden, das Kind nicht ihres ist, ob die Handlung nach Script verläuft oder was das Kind über sein Nacktsein in zehn Jahren denken wird. Rytel beantwortet dies mit „Does it matter?“.


Ein anderer fragt, ob es nicht zu einer Sexualisierung von Kindern führt, wenn diese mit solch einer Thematik und dazu im Kontext eines explizit pornös motivierten Filmfestivals gezeigt werden. Jetzt erhebt sich ein Streitgespräch, ein Chor von Feministinnen: Was kann das Mädchen in dem Video dafür, wenn perverse Männer so über es denken?

Heijeijei. Plötzlich steht im Mittelpunkt - und das Video gibt leider nichts anderes her - dass Frau, trotz Partnerschaft und Kind, selbstbestimmt und ohne Rücksicht auf nahestehende Familienmitglieder über ihren Koitus entscheidet. So entsteht das fehlende Gegenstück als ausbleibenden Antwort über die Motivation der Regisseurin. Eine radikal feministische Haltung, die für alles was Frau machen möchte, ihr Okay gibt.

Das Problem ist, dass dieses Video auch darstellt, wie Frau Rytel auf gleicher Augenhöhe mit ihrer Tochter spricht, sie soll verstehen was sich abspielt und mehr: Das Mädchen soll zuhören und auch ihr Okay geben, während sie unterbrechend nach Vati und Opa fragt. Auch wenn der Traum von einer konventionellen Familie problematische Gender-Materie ist, hiermit wird er als mögliche Alternative mutwillig zerstört.

Und ich gehe weiter: Denn das Nacktsein ist hierbei eher unschuldige Nebensache, wobei es sogar bei manchem Amüsement evoziert. Dadurch, dass das Kind selbst nicht rein objekt- oder es selbst bleiben kann, wird in diesem Video das Kind als Beichtpate herangezogen, zudem genötigt zuzuhören, um dann noch möglichst die sexuelle Einstellung seiner Mutter nachzuvollziehen, erscheint letztlich alles einem emanzipiertem Charakter zu widersprechen. Die einzige Narration, die sich daraus ergibt, liegt auf der Schwelle zum Missbrauch und entspricht einem durch und durch dummen Konzept.


Hier ist übrigens ein Eindruck davon zu finden.


Edit: Oh mein Gott, soeben ist die Info eingetroffen, dass dieser Film die diesjährige Auszeichnung für den besten Kurzfilm auf dem 9. Pornfilmfestival erhalten hat ... bedächtige Grüße an das Kuratorium.


Titel: „Once Upon a Time There Was an Unfaithful Mummy" - Sweden, 2013, 11‘.

Regie & Darsteller: Joanna Rytel & Tochter.


http://dkritik.de/kritik/once-a-fateful-mummy

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